Nur Mut! Denn sich immer nur aufzuregen, zu palavern und es dann dabei bewenden zu lassen, bringt uns kein Stück voran.

Nur Mut!

Denn sich immer nur aufzuregen, zu palavern und es dann dabei bewenden zu lassen, bringt uns kein Stück voran.

Raus aus den so lieb gewonnenen, jedoch immer stärker schwächelnden Routinen. Aufbrechen. Neu machen. Das wäre schon toll. Nur wie macht man das am besten? Regeln brechen? Das kann auch ganz leicht nach hinten losgehen. Womöglich steht man dann mutterseelenallein blöd da, noch schlechter als zuvor, wenn man es nicht gut hinbekommt … Und was denken dann all die anderen von einem?! 

Nee, lass mal. Ging ja bisher immer alles gut!

Was in unseren Köpfen so vor sich geht, hat mehr mit Angst als mit Offenheit zu tun. Weshalb Mutigsein nie einfach ist, denn wir müssen dafür Unsicherheit und lauten Gegenwind aushalten können und die eigenen Gedankenschranken unserer Komfortzone überwinden, welche von unserem inneren Schweinehund bestens bewacht werden. 

Die langen Schatten unserer Konditionierung

Von klein auf wurde uns eingetrichtert, das zu tun, was andere von uns verlangten. Wir lernten durch Eltern, Erzieher, Lehrer bis hin zu unseren Ausbildern, was in ihren Augen falsch und was richtig war. Wir haben deren Regeln verinnerlicht und versuchten, diese weitestgehend einzuhalten und uns entsprechend zu verhalten. Schließlich gab dies jedem von uns Sicherheit und Orientierung. Aber gleichzeitig trainierte es uns Kreativität, Intuitionen und Anders-Denken fast vollständig ab – genau die Eigenschaften, die unsere schöne neue Arbeitswelt von uns heute verlangt, um aus der verwaltenden Abwärtsspirale heraus und trotz aller Umbrüche vorwärts zu kommen.

Richtig, die mittlerweile angestaubten Weltansichten haben uns bisher enorme Freiheit und nicht für möglich gehaltenen Wohlstand gebracht. Doch ziehen am Horizont zusehends immer mehr dunkle Wolken auf, die bedrohliche Schatten auf unsere Zukunft werfen. Weil sich unser Leben, die Arbeit wie auch die gesamte Gesellschaft immer schneller wandelt, geht es mehr und mehr um mutiges Neu-Gestalten. Was völlig andere Anforderungen an unsere Organisationen, an unsere Strukturen, vor allem jedoch an die Fähigkeiten und Kompetenzen jedes einzelnen Menschen stellt. Eine Anpassung erfordert daher immer auch eine mutiges „Raus aus der Komfortzone“ und ein Loslassen von überhöhten Moralvorstellungen, voreiligen Beurteilung oder festgefahrenen Meinungen – für einen echten Abgleich mit der Realität. Damit der Weg zum Ziel wieder stärker in den Vordergrund  gestellt wird, und nicht nur das Ziel selbst. 

Um Chancen nicht zu übersehen, sollten wir in diesen wandelvollen Zeiten daher enger zusammenrücken. Mehr und offener miteinander sprechen, querdenken, umdenken, neudenken – Menschen mitnehmen, um unsere gewohnten Denkmuster gegen den Strich zu bürsten. Um uns endlich unserer Konditionierung zu entledigen und erwachsen zu werden. Zukunftsweisende statt verwaltende Entscheidungen zu treffen und eine hilfreiche Lernkultur für uns zu etablieren. Denn die „fetten Jahr(zehnt)e“ sind vorbei, und wenn man nicht wieder hungrig wird, wird es andere geben, die es sind. 

Neu-Machen ist daher für uns alle ein Muss, auch wenn dies mit allerhand Aufwand, harter Arbeit und Risiken verbunden ist. Denn Unternehmen ohne Antrieb, ohne Lust auf Innovation, träge und beschäftigt mit sich selbst, sind von Bürokraten verwaltete Unternehmen ohne wirkliche Kundenorientierung, welche zuerst von den Entwicklungen und später von Mitbewerbern nach und nach abgehängt werden. 

In einem Wort: uninteressant. Für Mitarbeitende wie auch für Kunden oder Interessenten.

Für einen Blick in die Zukunft muss man kein Hellseher sein. 

Wer offen und neugierig ist, entwickelt seine ganz eigenen Ideen davon, was er überhaupt will und innerhalb seiner Möglichkeiten erreichen möchte. Und wer weiß, wie die eigene Zukunft aussehen soll, der ist auch dazu bereit, mutig etwas dafür zu tun, Kraft zu investieren und Mühen auf sich zu nehmen. 

Dennoch kann man auch einmal den Mut verlieren, wenn man starkem Gegenwind, dem inneren Schweinehund oder der nüchternen Realität begegnet. Man kann sich auch mal aufregen oder Angst haben. Klüger ist es jedoch, sich an den eigenen Mut zu erinnern und das Beste aus der Situation zu machen. Wenn wir unsere Prägung auf Erfolg, Unfehlbarkeit und uninspirierten Fleiß abschütteln, können wir die eigene Angst sogar als Hinweisgeber für uns nutzen, uns ihr stellen und sie in echten Mut verwandeln. Und so unsere Zukunft selbst gestalten.  

Widerstand ist hilfreich, um den eigenen Blick zu schärfen.

Oft ist es die Angst vor Ablehnung, die uns in unserem mutigen Voranschreiten hemmt. Um uns von Gegenwind nicht ins Bockshorn jagen zu lassen, müssen wir lernen, die Vielfalt unterschiedlicher Ansichten und Haltungen zu akzeptieren und zu tolerieren. Wer andere Meinungen impulsiv ablehnt und sich lautstark durchzusetzen versucht, ist nicht etwa stark, sondern schlicht nicht mutig genug, sich mit Neuem zu beschäftigen, Lösungen zu finden und die nötige Erneuerung voranzutreiben. 

Dabei lautet die goldene Regel für den Austausch „keep calm and carry on“: Ruhig bleiben und die eigene Mitte finden. Denn nur in unserer Mitte können wir die Sicherheit finden, die wir brauchen, um aktiv zu gestalten, anstatt aufgeregt und reflexartig zu reagieren. Dann können wir auch unser Gegenüber vertrauensvoll in die Lösungsfindung mit einbinden und dann können andere Meinungen zu neuen Inspirationen werden.    

Erfolg und damit auch Mut sind eine Frage der Haltung.

Im gesellschaftlichen Zusammenleben, von unserem Wohlstand bis hin zur staatlichen Altersvorsorge, ist alles auf Wachstum ausgelegt. Dieses leistungsorientierte System muss stets neu erarbeitet werden, und man kann es gut oder auch weniger gut finden, angesichts der rasanten Ausbeutung unseres Planeten. Allerdings hat es uns die Türen der Selbstverwirklichung so weit aufgestoßen, dass die unzähligen Möglichkeiten uns schier erdrücken. In diese Welt wurden wir alle hineingeboren und wir müssen uns trotz aller Umbrüche und rasanten Veränderungen in ihr zurechtfinden. 

Was alles noch zusammen- und am Laufen hält, ist echter persönlicher Einsatz und das ehrliche Miteinander, womit es in herausfordernden Zeiten vor allem auf vertrauensvolle wie auch positive und klare Kommunikation ankommt. Erst recht mit sich selbst. Denn nicht jeder versteckt eine Hochbegabung in sich, auch wenn man von klein auf für alles gefeiert wurde. So wird aus Mittelmäßigkeit noch lange keine Genialität – man glaubt es nur. 

Mit den Scheuklappen der Selbstüberschätzung fährt man völlig sorgenfrei an der Realität vorbei und verzockt für sich und andere Vertrauen, unser aller Wohlstand wie auch die sich bietenden Chancen der Zukunft.

Kann es schlimmer kommen?

Aus Optimisten-Sicht: Na klar. Kann es immer.

Da hilft nur, sich Zeit nehmen für langweilig erscheinende Nüchternheit und ein Verstehen unseres Bauchgefühls. Hört doch einfach mal wieder mehr in euch hinein und geht mit allem ein wenig liebevoller und achtsamer um. Denn die Mehrheit unserer Gesellschaft will gar keine Dramen, lautstarke Skandale und dass ständig eine neue Sau durchs Dorf getrieben wird. Die meisten wollen einfach nur wahrgenommen werden und funktionierende Lösungen finden, um einfach wieder einmal tief durchatmen zu können und das Leben lebenswert leben zu können. Womit es in unserer immer komplexer werdenden Welt eben genau um den Mut geht. Den Mut zu mehr Gelassenheit und zu durchdachten Emotionen. Um trotz aller aufgeregter Hektik und aufziehenden Schatten die Zukunft aktiv gestalten zu können. 

„Keep calm und carry on“
Ruhig bleiben und (mutig) weitermachen