Risiko? Nein Danke!

Risiko?

Nein Danke!

Neben unserer Konditionierung, keine Fehler zu machen, ist das größte Problem für eine gesunde Risikoabschätzung und Entscheidungsfindung — neben dem bewussten Zeitnehmen und dem Aushalten von Unsicherheiten — die Unterscheidung von wesentlichen und unwesentlichen Informationen. Was häufig von Interessen verleitet, von Emotionen gesteuert und von Gewohnheiten beeinflusst wird. Weshalb man ganz genau darauf achten sollte, welche Daten und Fakten man in seine Entscheidung einbindet und welche man besser ignoriert. Oder gar aus seinem Leben ausschließt. 

Zugegeben: Im digitalen Zeitalter erscheint das alles andere als einfach. Allerdings tut es dem Wohlbefinden unglaublich gut.

Mit Risiken bewusst umzugehen, kommt uns leider kaum in den Sinn. 

Obwohl ein bewusster Umgang mit Risiken zum Leben einfach dazugehört, verschließen wir allzu oft die Augen davor. 

Die stetig steigende Informationsflut und das zunehmende Alltagstempo führen dazu, dass unsere Emotionen uns immer stärker lenken, ohne dass wir uns Zeit nehmen (können), wirklich über etwas nachzudenken. Medien wie auch Interessenverbände nutzen dies ganz gezielt, um selbst kleinste Aspekte, mögliche Risiken und unwahrscheinliche Folgen einer Sache aufmerksamkeitswirksam ganz groß zu machen – um uns für ihre Zwecke zu emotionalisieren und bis hin zur nackten Panik zu treiben, so dass Denkblockaden und reflexartiges Verhalten uns zu einem Denken und Handeln in ihrem Sinne führen.

Bitte versteh mich nicht falsch. Die Themen an sich haben durchaus ihre Berechtigung, allerdings wird ihre Gewichtung oft gezielt interpretiert und ihre Initiierung sprengt meist jede Verhältnismäßigkeit. Egal ob Corona, BSE in den 90ern oder andere Existenz bedrohende Berichterstattungen, alle triggern unsere in der Geschichte verwurzelten Ängste vor Situationen, in denen wir verletzt, geschädigt oder viele Menschen zum selben Zeitpunkt plötzlich sterben könnten. Womit die Medienkultur wie auch unser eigener Medien-Konsum direkten Einfluss nehmen auf unsere persönliche Bewertung von Richtig, von Falsch oder eben von Risiko. 

Natürlich brauchen wir Angst. Angst, die funktional ist, warnt uns vor Gefahren.
Sie schützt uns. Doch wissen wir oft erst im Nachhinein, ob eine Angst begründet oder unbegründet war. Dazu ist die Welt zu komplex und zu unvorhersehbar geworden. Nicht jedes Detail ist für eine Entscheidung oder Risikoeinschätzung wichtig. Das legt zumindest das renommierte Max-Planck-Institut für Bildungsforschung nahe. Entscheidungen oder Vorhersagen werden laut Studien besser und deutlich schneller getroffen, indem man sich auf einen wirklich guten Grund konzentriert, sich auf sein Bauchgefühl verlässt und all die anderen Aspekte außen vor lässt, anstatt zu versuchen, aus einer Vielzahl von möglichen Gründen und Szenarien die richtige Entscheidung abzuleiten. Denn das kostet nicht nur viel Zeit, sondern führt auch nur zu zweit- oder drittklassigen Lösungen, was uns nicht so recht vorankommen lässt.

Die meisten von uns lieben Sicherheit. Allerdings ist im Leben nur eines sicher: der Wandel selbst. Und darauf haben wir keinen Einfluss. Auch verringert eine Unfallversicherung nicht das Risiko eines Unfalls, auch wenn man das gerne glauben möchte. Es beruhigt lediglich unsere Emotionen.

Mir scheint, dass es hier Aufklärung bedarf und einen Mindshift, der uns zu einem bewussteren, offeneren und ehrlicheren Umgang mit Ungewissheiten führt. Indem wir kritischer hinterfragen und uns Zeit nehmen, die Eindrücke auf uns wirken zu lassen. In dem Moment, in dem wir Risiko oder auch Unsicherheit akzeptieren, uns etwas Zeit nehmen, löst sich so manche Verkrampfung direkt auf. Und wer dann noch auf sein Bauchgefühl vertraut, wird Ereignisse realistisch einschätzen, das Risiko für sich kalkulieren können und die für sich richtige Entscheidung treffen.
Der schöne Nebeneffekt dabei: Man lebt sehr viel entspannter.