Glaubenssätze
Glaubenssätze –
Hilfreich und wahr oder destruktiv und falsch? Oder beides zugleich?
Um direkt eine Antwort zu geben: Es liegt im Auge des Betrachters.
Wir nehmen die Welt stets subjektiv durch die Brille unserer „Programme“ wahr. Aus diesem Grund ist es wichtig, sich mit den eigenen Prägungen aktiv auseinanderzusetzen, sie zu reflektieren und gegebenenfalls zu verändern. Denn jeder von uns hat Glaubenssätze – tiefsitzende Annahmen und Überzeugungen, die uns dabei helfen, uns selbst, andere wie auch die Welt um uns herum einfach und schnell einzuordnen. Da uns die Vielzahl an Eindrücken sonst überfordern würde.
Glaubenssätze bilden sich aus vergangenen und prägenden Lebenserfahrungen meist in der Kindheit und Jugend. Aus den Meinungen und Überzeugungen von wichtigen Bezugspersonen sowie gesellschaftlichen Beeinflussungen und Konditionierungen. Dabei können diese hilfreich oder destruktiv auf unser Selbstbild, unser Verhalten und unsere Beziehungen zu anderen wirken.
Den meisten ist dies gar nicht bewusst, da Glaubenssätze tief im Unterbewusstsein verankert sind und dort wie ein Filter wirken, durch den die Welt so wahrgenommen wird, dass sich die unbewussten Überzeugungen stets bestätigen. Im positiven Fall besteht auch keine Notwendigkeit, daran etwas zu ändern. Anders bei negativen Glaubenssätzen, die uns begrenzen, limitieren und positive Entwicklungen sogar verhindern.
So quittieren negative Glaubenssätze nicht selten auch Misserfolge mit der zufriedenen Aussage: „Ich habe doch gleich gewusst, dass ich das nicht schaffe.“ Womit der innere Kritiker sich lautstark zu Wort meldet, der meist alles infrage stellt oder auch negative Emotionen und Gedanken erzeugt, die Erneuerung und Veränderungsprozesse im Vorhinein bereits blockieren können. Perfektionismus spielt meist auch eine zentrale Rolle. Innere Kritiker sind häufig in Zusammenhang mit dem Bedürfnis nach Bindung entstanden. Im Kern steht dabei meist eine dysfunktionale Verknüpfung von Liebe mit Leistung („Nur wenn ich leiste, werde ich geliebt“). Das bedeutet, zum Zeitpunkt der Entstehung dieses Glaubenssatzes hätten Schwächen, Fehler oder das Nichterfüllen eines Maßstabs zu einer Verletzung des Bindungsbedürfnisses geführt, zum Beispiel zu den Eltern.
Was im Hier und Jetzt ja gar nicht mehr so sein muss. Nur das wird nicht hinterfragt.
Glaubenssätze haben eine kaum vorstellbare Macht.
Um dies wissenschaftlich nachzuweisen, wurden unzählige Studien durchgeführt. Eine der für mich eindrucksvollsten fand in Texas statt, wobei 180 Patienten, die unter Knie-Arthrose litten, operiert wurden. Allerdings erhielten 60 Probanden dabei nur eine Schein-OP mit oberflächlichen Schnitten auf der Haut. Innerhalb eines Zeitraums von 24 Monaten nach der Behandlung gab es keine Unterschiede zwischen der OP- und der Placebo-Gruppe. Weder im subjektiven Schmerzempfinden noch in den selbstberichteten Kniefunktionen.
Dieser Placebo-Effekt zeigt uns eindrucksvoll: Unsere Überzeugungen haben eine sehr starke Wirkung auf unser subjektives Empfinden wie auch auf unseren Körper.
Doch was unterscheidet einen bloßen Gedanken von einem Glaubenssatz?
Ob wir einfach nur nachdenken oder grübeln, zweifeln oder von einer Sache wirklich überzeugt sind, hängt maßgeblich von unseren Gedanken ab, die von Emotionen ausgelöst und deshalb auch immer von ihnen begleitet werden. In der Sprache und auch der Körpersprache finden sie ihren Ausdruck. Stell dir vor, jemand sagt: „Ich schaffe die Prüfung bestimmt nicht“, und wirkt dabei ängstlich oder gar beschämt, dann handelt es sich höchstwahrscheinlich um einen Glaubenssatz, von dem derjenige wirklich überzeugt ist.
Das Kernelement einer Überzeugung ist die emotionale Resonanz, die der Gedanke auslöst. Weshalb bei emTrace Glaubenssätze als Gedanken mit emotionaler Resonanz definiert werden.
Denken wir einen Gedanken, der ein emotionales Unwohlsein, eine Dissonanz auslöst, nennen wir dies Zweifel. Das bedeutet: Will man einen einschränkenden Glaubenssatz auflösen, muss man im Coaching die damit resonierende blockierende Funktion einer negativen Emotion fokussieren und lösen.
Gute Glaubenssätze sind hilfreich …
und außerdem wichtig für unsere psychische Gesundheit.
Positive Glaubenssätze reduzieren Anspannung und das empfundene Stress-Level, indem sie eine optimistischere Sichtweise auf Herausforderungen und Schwierigkeiten ermöglichen. Wodurch das Selbstvertrauen wächst und man heikle Aufgaben oder Herausforderungen mutiger annimmt. Meist in dem guten Gefühl, das schon irgendwie hinzubekommen.
Gelingt das tatsächlich, erlebt man seine Selbstwirksamkeit in Aktion, was den Effekt deutlich verstärkt und zusätzlich auf das Selbstwertgefühl-Konto einzahlt. Zudem erzeugen positive Glaubenssätze eine gewisse emotionale Stabilität, weil sie negative Emotionen und Gedanken reduzieren und das Gefühl von Zufriedenheit und Glück deutlich erhöhen. Zusätzlich steigern sie die Resilienz (emotionale Widerstandskraft) und helfen, Herausforderungen und Rückschläge besser zu meistern.
Wohingegen negative Glaubenssätze uns schwächen, uns entmutigt reagieren und Herausforderungen eher vermeiden lassen. Bezogen auf das Berufsleben bedeutet das beispielsweise, dass jemand sich nicht auf eine Stelle bewirbt, für die er eigentlich qualifiziert wäre. Limitierende Glaubenssätze sind häufig der Grund für fehlende Motivation. Wer von vornherein glaubt, einer Aufgabe nicht gewachsen zu sein, hat wenig Grund, sich engagiert auf eine Arbeit zu stürzen.
Negative Glaubenssätze belasten außerdem die sozialen Beziehungen, insbesondere im Business. Fehlendes Selbstvertrauen kreiert meist eine große Angst, Fehler zu machen und kritisiert zu werden.
Beispiel: Ein Mitarbeiter hat den Glaubenssatz, dass sein Vorgesetzter ihn nicht mag und ihm deshalb bei der Vergabe von wichtigen Projekten nicht berücksichtigt. Aus diesem Grund beginnt er, sich im Arbeitsalltag zurückzuhalten und weniger Engagement zu zeigen. Das mangelnde Engagement wiederum wird von seinem Vorgesetzten als Desinteresse und mangelnde Qualifikation interpretiert, weshalb dieser ihm tatsächlich weniger wichtige Projekte überträgt. Dadurch fühlt sich der Mitarbeiter in seiner Annahme, sein Vorgesetzter würde ihn nicht mögen, bestätigt.
Der Glaubenssatz hat sich durch das eigene Handeln vollständig bestätigt und sich realisiert, was Betroffene nur selten selbst erkennen können.
Glaubenssätze ändern, sogar auflösen …
Um Glaubenssätze erfolgreich überwinden zu können, muss man sie zuerst einmal erkennen und auch anerkennen.
Weshalb es sich lohnt, in Ruhe und offen über seine Glaubenssätze nachzudenken und zu hinterfragen, mit welchen Augen man die Welt und sich selbst sieht. Immer wiederkehrende Probleme sind meist Hinweise auf Verhaltensmuster, hinter denen oft unbewusste Glaubenssätze stecken. Erst wenn es gelingt, diese zu durchschauen, übernimmt man selbst die Kontrolle über die eigenen Überzeugungen und kann diese gezielt einsetzen.
Die folgenden Tipps helfen, wenn du deine Glaubenssätze auflösen und neu formulieren willst:
Realitätscheck im Alltag
Unsere Glaubenssätze, auch die falschen, haben uns so fest im Griff, weil wir davon überzeugt sind, dass sie der Wahrheit entsprechen. Deshalb ist der erste Schritt, regelmäßig zu überprüfen, ob das, was du für wahr hältst, tatsächlich stimmt und zur aktuellen Wirklichkeit passt. Vielleicht haben sich die Umstände und die Situation geändert und etwas, was früher richtig war, ist heute ganz anders. Es fällt schwer, Dinge, die man glaubt, anzuzweifeln und kritisch zu hinterfragen, aber es ist unerlässlich, um möglicherweise falschen Glaubenssätzen auf die Schliche zu kommen.
Eine Tatsache ist nur, was sich mit objektiven Fakten belegen lässt. Stellst du fest, dass deine Annahme dem Realitätscheck nicht standhält, musst du diese Erkenntnis akzeptieren – und kannst dich freuen. Denn nur so kannst du die möglichen Ursachen hinterfragen und dich von dem falschen Glaubenssatz befreien.
Neue Glaubenssätze aufstellen
Wenn falsche, negative Denkmuster entlarvt wurden, können sie durch neue, positive Glaubenssätze ersetzt werden. Lass Altes los, indem du Neues aufbaust. Nimm dir Zeit, deine neuen Überzeugungen so zu formulieren, dass sie dir Stärke, Energie und positive Kraft geben. Ein Weg kann sein, eine alte Überzeugung einfach ins Gegenteil zu drehen. Dann heißt es nicht mehr: „Ich kann das gar nicht schaffen, weil ich nicht gut genug bin“, sondern: „Ich kann alles schaffen, weil ich gut bin, so wie ich bin.“
Schreib deine neuen Glaubenssätze auf, platziere sie so, dass du sie immer wieder siehst, sag sie dir immer wieder selbst vor – mach deine neuen Denkmuster zu einer täglichen Gewohnheit, bis du sie verinnerlicht hast.
Schritt für Schritt
Tiefe Überzeugungen ändert man nicht so leicht von heute auf morgen, gerade wenn es um das eigene Selbstbild geht. Wer jahrelang davon überzeugt war, nicht gut genug zu sein, kann sich nicht plötzlich alles zutrauen. Um wirkliche Änderungen in den eigenen Denkmustern zu erreichen, ist es hilfreich, mehrere Etappenziele zu formulieren, die leichter zu erreichen sind. So können auch große Ziele Schritt für Schritt gelingen.
Beginnst du zum Beispiel mit „Ich habe viele gute Eigenschaften und zeige sie“ oder „Ich glaube an mich und meine Fähigkeiten“, kannst du schließlich zu der Überzeugung kommen, dass du alles schaffen kannst, weil du gut bist.
emTrace Emotions-Coaching
Es ist völlig normal, wenn man auf dem Weg der Selbstoptimierung mal nicht alleine weiterkommt. Coaching-Experten helfen dabei, negative Glaubenssätze zu erkennen, neue und positive Ansätze zu formulieren und diese durch gezielte Übungen zu verinnerlichen. Besonders beim emTrace Emotions-Coaching wird dieser Prozess begleitet und mit gezielten Methoden unterstützt.
Geduld – und ein wenig Nachsicht mit sich selbst
Das einzig Schlechte, was bei der Auslöschung alter und der Etablierung neuer Glaubenssätze passieren kann, ist die Enttäuschung darüber, wenn es nicht so schnell klappt, wie man hofft. Man muss sich darüber im Klaren sein, dass die alten Überzeugungen oft über Jahre oder sogar Jahrzehnte hinweg entstanden sind und verinnerlicht wurden. Sie lassen sich nicht innerhalb einiger Tage auslöschen und ersetzen.
Deshalb: Gib dir Zeit und sei geduldig mit dir. Wenn du mit realistischen Erwartungen an die Veränderungen herangehst, wirst du kleine Erfolge zu schätzen wissen und zufrieden auf deine Fortschritte blicken.